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Arbeitsgruppe Berliner Bauten l
Forschungsgemeinschaft Berlin e.V.
Brandenburger Tor
Mit dem Bau der Zollmauer der Stadt Berlin wurde 1734 ein Vorgängerbau des heutigen Brandenburger Tores als Stadttor an der Straße nach Brandenburg an der Havel errichtet. Im Zuge des Ausbaus der Mauer und ihrer Tore ließ der König das Brandenburger Tor neu gestalten, das dem Andenken an den Krieg des unmittelbar zuvor verstorbenen Friedrich II. diente, von dessen Verdiensten auch etwas Glanz auf den Neffen und Nachfolger fallen sollte.
Die Geschichte des Brandenburger Tores reicht weit zurück - bis ins 18. Jahrhundert, als im preußischen Berlin König Friedrich Wilhelm II. regierte: Nach einem Entwurf des Architekten Carl Gotthard Langhans von 1788 bis 1791 aus Sandstein erbaut, zeugt das Brandenburger Tor noch heute von der eindrucksvollen Architektur des damals aufstrebenden Preußens. Das Tor ist 20 Meter hoch, 65 Meter breit und 11 Meter tief. Das Berliner Wahrzeichen bildet den Abschluss der Straße Unter den Linden und begrenzt den Pariser Platz am westlichen Ende.
1806 wurde die Quadriga nach der für Preußen verlorenen Schlacht bei Jena und Auerstedt auf Weisung des französischen Kaisers Napoleon nach Paris gebracht. Dort sollte die Plastik zusammen mit anderer Beutekunst ausgestellt werden. Nach dem alliierten Sieg über Napoleon wurde die Quadriga 1814 von den Truppen Blüchers in Paris noch in Kisten verpackt gefunden und nach Berlin zurückgebracht, wo sie zunächst restauriert wurde. Schinkel ersetzte die Lorbeerkranztrophäe der Schadowschen Wagenlenkerin durch ein eichenlaubumkränztes und von einem Adler bekröntes Eisernes Kreuz und verwandelte so die Friedensbringerin in die Siegesgöttin Viktoria, um die Rückkehr der nach Paris verschleppten Plastik nach Berlin und den Sieg über die napoleonischen Truppen zu feiern. Für die Berliner war die Quadriga nach ihrer Rückführung im Volksmund die „Retourkutsche“. Mit dem Abriss der Zollmauer in den 1860er-Jahren wurden auch fast alle Stadttore abgerissen, nur das Brandenburger Tor steht heute noch.
Ein jahrelanges Streitobjekt war die auf dem Brandenburger Tor befestigte Quadriga, eine aus Kupfer bestehende Statue der Siegesgöttin Victoria mit ihrem von vier Pferden gezogenem Streitwagen. Der Schöpfer der Quadriga war der preußische Bildhauer und Graphiker Johann Gottfried Schadow. Schon bei der Einweihung des Tores gab es den ersten Streit, ob die Quadriga mit der Siegesgöttin Victoria nach griechischem Vorbild nackt sein sollte oder nicht. Auf Anordnung des Königs Friedrich Wilhelm II. musste die Statue jedoch mit einem Mantel bekleidet werden.
Einzug der Friedensgöttin, Basrelief an der vorderen (östlichen) Front der Attika des Brandenburger Tores nach einem Entwurf von Bernhard Rode. In der Mitte befindet sich die Göttin des Friedens (Eirene) mit einem Ölzweig und Lorbeerkranz in den Händen auf einem Triumphwagen, der von vier Eroten an einer von Lorbeeren geflochtenen Girlande gezogen wird. Vor dem Wagen gehen die Freundschaft, die Eintracht, die Staatsklugheit, die Siegesgöttin (Nike) und die Tapferkeit, vor welchen die Zwietracht die Flucht nimmt und der Neid gefallen am Boden liegt. Dem Wagen folgen die Freude in tanzender Stellung mit einem Rosengürtel in den Händen, der Überfluss als Frau, die aus ihrem Füllhorn Früchte fallen lässt, die aufgelesen werden, die Baukunst, die Bildhauerkunst, die Malkunst, die Musik und die Dichtkunst mit Kugel und Schriftrolle.
Mit der starken Beschädigung des Brandenburger Tores während des Zweiten Weltkrieges war auch die Quadriga fast völlig zerstört worden. In einem gemeinsamen Rekonstruierungsprozess richteten DDR und BRD das Brandenburger Tor wieder her. Allerdings wurden dabei auf Drängen der DDR der preußische Adler und das Eiserne Kreuz entfernt, da diese Symbole gleichzeitig an das alte Deutsche Reich hätten erinnern können. Erst seit dem Jahr 1991, als nach der Wiedervereinigung eine weitere Rekonstruktion stattgefunden hatte, trägt die Victoria auch wieder diese Symbole des Befreiungskrieges.
Am 21. September 1956 wurde vom Ost-Berliner Magistrat beschlossen, das einzige erhaltene ehemalige Stadttor wieder aufzubauen. Trotz heftiger Auseinandersetzungen und gegenseitiger Vorwürfe arbeiteten beide Teile Berlins bei der Wiederherstellung zusammen. Die Quadriga musste aufgrund der Kriegsschäden vollständig neugeschaffen werden, die Rekonstruktion besorgte der Bildhauer Otto Schnitzer, die Ausführung übernahm die traditionsreiche Gießerei Hermann Noack in Friedenau. Am 14. Dezember 1957 war der Wiederaufbau beendet. In der Nacht vom 2. auf den 3. August 1958 wurde die Quadriga heimlich in den Neuen Marstall verbracht und der Preußenadler sowie das Eiserne Kreuz entfernt bzw. herausgelötet. Die Ost-Berliner Stadtverordnetenversammlung erklärte hierzu die „Embleme des preußisch-deutschen Militarismus“ dürften nicht mehr zur Aufstellung gelangen.
Mit dem Bau der Berliner Mauer am 13. August 1961 stand das Bauwerk mitten im Sperrgebiet und konnte weder von Westen noch von Osten durchquert werden. Nur die DDR-Grenzsoldaten und die durch das Personal des Informationszentrums Brandenburger Tor zur Besucherplattform geführten Besuchergruppen (meist Staatsgäste in der DDR) konnten an das Bauwerk heran.
Am 12. Juni 1987 sprach der US-amerikanische Präsident Ronald Reagan folgenden Satz anlässlich eines Berlinbesuchs vor dem Brandenburger Tor: “Mr. Gorbachev, open this gate! Mr. Gorbachev, tear down this wall!” „Herr Gorbatschow, öffnen Sie dieses Tor! Herr Gorbatschow, reißen Sie diese Mauer ein!“ – Ronald Reagan
28 Jahre nach dem Bau der Mauer wurde das Brandenburger Tor während der Wende in der DDR am 22. Dezember 1989 unter dem Jubel von mehr als 100.000 Menschen wieder geöffnet. Die Sperranlagen wurden danach vollständig beseitigt.
In den 1990er-Jahren wurde in Berlin immer wieder diskutiert, ob das Tor für den Autoverkehr geöffnet sein soll oder nicht. Argumente gegen die Öffnung waren dabei vor allem eine massive Schädigung des Sandsteintores durch Autoabgase und gewünschte Verkehrsberuhigung des Pariser Platzes. Heute ist das Tor für den motorisierten Verkehr gesperrt. Allerdings wird immer wieder der Vorschlag geäußert, einzelne Durchfahrten (beispielsweise für Hochzeitspaare) nach Voranmeldung und gegen Gebühr zu gestatten.
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